Leserbrief zur Diskussion um den geplanten Funkmasten in Cavertitz und zum Leserbrief von Florian Stehl (OAZ vom 10.12.2020)
Fortschritt mit Rücksicht
Herr Stehl bringt das Argument, dass Notrufe aufgrund von Funklöchern möglicherweise nicht gesendet werden können. Das finde ich nicht überzeugend. Aus familiären Gründen mussten wir in der Vergangenheit mehrfach sehr lange auf notärztliche Behandlung warten, und zwar nicht, weil wir keinen Notruf senden konnten, sondern weil kein freier Notarzt in der Nähe war. Mit dem Argument, es könnten keine Notrufe abgesetzt werden, lenken wir von dem eigentlichen Problem der notärztlichen Versorgung im ländlichen Raum ab. Die wenigsten von denen, die sich gegen den Funkmastbau direkt neben der Schule und der Kindertagesstätte in Cavertitz stellen, lehnen den Fortschritt generell ab. Man sollte allerdings vor den gesundheitlichen Risiken nicht die Augen verschließen. Die Weltgesundheitsorganisation stuft Mobilfunkstrahlen als „potentiell krebserregend“ ein. Jeder hat es mit seinem „mobilen Verhalten“ ein Stück weit selbst in der Hand, wie er mit diesem Risiko umgeht. Aber für die, die sich selbst nicht davor schützen können, sollte es Schutzzonen geben. Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Inge Paulini, sagte kürzlich in einer Fernsehsendung: „Die Personengruppen, die wir besonders im Fokus haben, die besonders schützenswert sind, sind Kinder, Säuglinge, Kranke, alte Menschen. Der Ausbau der 5G-Netze sollte auf jeden Fall so erfolgen, dass sensible Orte, Orte, wo diese Menschen sich aufhalten - Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser – dass die erst mal ausgenommen werden“. Wir sollten in Cavertitz nach Lösungen suchen, die Fortschritt mit Rücksicht auf die Gesundheit, besonders der unserer Kinder, zulässt. Die Agrargenossenschaft könnte einen Alternativstandort suchen, bei dem ein Mindestabstand von 500 Metern zur Wohnbebauung gewahrt wird. In anderen Orten hat das schon funktioniert, zum Beispiel in Wildenhain bei Großenhain. In der aktuellen Zeit tun wir viel für die Gesundheit der Menschen. Beim Mobilfunkausbau sollten wir genauso gesundheitsbewusst handeln.
Conny Zocher, Sörnewitz
Quelle: Oschatzer Allgemeine Zeitung 22.12.2020