Mitglieder wollen Anlage unweit von Schule und Kindertagesstätte verhindern
Cavertitz/Oschatz.
Trotz einer erfolglosen Klage vor dem Verwaltungsgericht Leipzig geben sie nicht auf: Die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) gegen 5G-Ausbau und den damit verbundenen geplanten Bau eines Funkturms unweit von Schule und Kindertagesstätte am Südrand von Cavertitz sind nach wie vor mit Anwälten im Gespräch – und möchten sich als Verein neu aufstellen. Mitinitiatorin Beate Riesenberg verspricht sich davon rechtlich mehr Möglichkeiten bei künftigen Aktivitäten.
Die rund 20 Mitstreiter der BI legen den Fokus auf Gesundheit, nicht auf Verhinderung von Fortschritt. Riesenberg betont, dass sie an mancher Stelle schlicht nicht richtig verstanden werden. „Wir sind keineswegs gegen Funktürme an sich und die angewandte Technik. Allerdings zweifeln wir die Notwendigkeit des Turms an dieser Stelle an. Für Schule und Kita ist die entsprechend notwendige Infrastruktur mit dem Ausbau des Glasfasernetzes gewährleistet“, sagt sie.
Gesundheitlichen Risiken
Genauso wie Anwohnerin Silke Stange – zudem Lehrerin in der Grundschule Cavertitz – fürchtet sie die nicht kalkulierbaren gesundheitlichen Risiken, die von dem Funkmast und der Strahlung ausgehen. „Investierende Unternehmen verweisen gerne auf Grenzwerte, die unterschritten werden. Allerdings haben sich diese Grenzwerte mit jeder neuen Generation der Mobilfunkstandards nach oben bewegt“, so Riesenberg.
Unterstützung erfahren die Bürger vom Grünen-Kreisrat David Pfennig, der ähnliche Bedenken hegt. „Es ist schwierig, sich hier ein differenziertes Bild zu machen, denn es gibt nahezu nur Meinungen, die das positive oder eben negative Extrem der Technologie hervorheben“. Panikmache, die von manchen Gegnern betrieben werde, liege ihm ebenso fern wie Verharmlosung der Gefahr. „Verlässliche Aussagen zur tatsächlichen Belastung und die Auswirkungen auf den Körper gibt es nicht“, benennt er ein Hauptproblem. Auch er erkennt, dass es ohne moderne Mobilfunkstandards nicht geht. „4G halte ich jedoch für ausreichend, genau so wie es möglich sein muss, einen anderen Standort zu finden“, sagt er.
Abgeordneter spendet
Um die weiteren Bemühungen der BI zu unterstützen, spendet Pfennig einen Teil des Sitzungsgeldes aus seiner Kreistagstätigkeit – 500 Euro. Pfennig teilt zudem die Auffassung der BI, dass der ländliche Raum in Sachen Mobilfunk als „Versuchskaninchen“ für den urbanen Raum fungiert. Laut Riesenberg sei eine Verlegung um 100 Meter von der Wohnbebauung schon mit einer vielfach geringeren Strahlung verbunden.
Chance zur Aufklärung
Beate Riesenberg sieht in einer Vereinsgründung zudem die Chance, breiter aufzuklären, nicht nur über gesundheitliche Folgen der Strahlenbelastung. „Auch die übermäßige Nutzung von Displaymedien gegenüber den analogen gilt es zu hinterfragen, da sie die kognitiven Fähigkeiten, nicht nur der jungen Generation, nachweislich einschränkt“, sagt sie.
Text: Christian Kunze
Quelle: Oschatzer Allgemeine Zeitung 03.03.2022, S. 15